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2010/06/30 / halbnachvoll

Für wen wir in Wirklichkeit Alle sparen müssen


Die BIZ (Bank für internationalen Zahlungsausgleich, nicht verwechseln mit dem Berufsinformationszentrum der Agentur für Arbeit) hat uns endlich mitgeteilt, wofür wir und alle anderen Staaten jetzt das ganze Geld einsparen sollen: Für die nächste Bankenrettung nämlich – bisher wurde uns ja vorgegau(c)kelt, wir würden sparen, damit unsere Kinder später nicht so einen hohen Schuldenberg abtragen müssen. Müssen sie aber sowieso, ätsch! In den Tresoren der Banken lagern nämlich anscheinend immer noch eine Menge Schrottpapiere, die sie noch gar nicht richtig bilanziert haben. Warum? Unfähigkeit, keine Lust, gibt es dafür keine exorbitanten Bonuszahlungen?

Die Forderung der BIZ für Deutschland im Klartext: „Deutschland hat so viele Schulden, pfui schäm Dich! Mach die mal schnell weg, damit Du auch die nächste Bank mit Steuermilliarden retten kannst!“ Dass von den 183 Milliarden Euro Neuverschuldung in 2008/2009 alleine 98 Milliarden nur wegen der Bankenrettung überhaupt erst entstanden sind, spielt da keine Rolle. Nach der nächsten Bankenrettung sind dann wieder hohe Schulden da, die muss man dann wieder für die übernächste Bankenrettung abbauen und harte Sparmassnahmen durchführen. Den weiteren Fortgang kann sich jeder selbst denken.

Auch wenn es den einen oder anderen nerven mag, will ich auch hier gerne einen Vergleich mit dem Alltag der Bürger ziehen, um diese Vorgehensweise verständlich zu machen. Stellen Sie sich einmal vor ihr Nachbar gibt im Monat immense Summen im Lottospiel aus. Jetzt gewinnt er den Jackpot, kauft sich davon eine Villa, Yacht, einen Flugzeugträger und eine Handvoll Bundestagsabgeordnete – was halt so zum guten Ton gehört im Kreise der Neureichen. Einen Großteil des Geldes gibt er wieder zusätzlich für Lottoscheine aus. Super Methode, denkt sich der Nachbar und leiht sich jetzt eine Riesensumme Geld, um davon wieder Lotto zu spielen. Dummerweise gewinnt diesmal keine seiner Kombinationen, das ganze geliehene Geld ist futsch. Jetzt kommt der Staat ins Spiel. Da ihr Nachbar immer über 75% der gesamten verfügbaren Lottoscheine erwirbt (gut der Vergleich hinkt jetzt ein wenig, da diese meines Wissens nach nicht limitiert sind), ist er nämlich systemrelevant. Also gibt man ihm das Geld, um seine Schulden zu bezahlen. Schliesslich würde sonst Niemand mehr Lottoscheine kaufen, wenn alle wüssten, man könnte damit am Ende auch Verlust machen – das würde zu Anarchie, Weltuntergan und der Pflichtkonsumierung des Musikantenstadls führen, kurz gesagt in die vorsintflutliche Barbarei. Seltsamerweise hat der Nachbar danach aber immer noch genug Geld, um weiter in großen Mengen Lottoscheine zu erwerben. Er macht wieder Riesengewinne, kauft sich davon Klopapier aus Diamantstaub, drei bis vier griechische Inseln und den Jupiter. Wieder leiht er sich Geld für weitere Lottospielereien. Und wieder setzt er alles in den Sand. Vielleicht sollte man ihm jetzt kein Geld mehr zur Verfügung stellen, aber da er ja drei Inseln und den Jupiter besitzt und unsere Mandatsträger auch hin und wieder auf seinen Parties gegen gutes Geld als Gastredner und Clowns auftreten dürfen (und wir gnädigerweise übriggebliebene Blätter des Diamantstaubklopapiers bei vergessenem Betätigen des Abzugs aus dem Klo fischen dürfen), drücken wir mal beide Augen zu. Auch wenn wir dann gegen die Wand laufen, die wir dann zwangsläufig nicht sehen.

Wie auf diese Weise tatsächlich in ferner Zukunft einmal alle Schulden abgebaut werden können, bleibt mir schleierhaft. Zumal sich mir bei dem ganzen System folgende Frage stellt: Das gesamte Finanzsystem ist auf Schulden aufgebaut und würde ohne diese überhaupt nicht existieren. Ohne Schulden und Kredite würde sich die neoliberale Ideologie in Luft auflösen (oder vielmehr nur in Vakuum oder Derivate, Luft würde ja verwertbare Elemente voraussetzen). Warum gerade der Staat dann innerhalb dieser globalisierten neoliberalen Welt der Schulden und Kredite als EINZIGER Teilnehmer gerade keine Schulden machen darf, weil ihn das angeblich in den Ruin führt, möge mir als Laie doch einmal einer der „Experten“ erkklären! Entweder will man uns für dumm verkaufen oder das stimmt, gilt dann aber genauso auf Dauer für alle anderen Marktteilnehmer…

Zu der Frage, ob die Banken nicht selbst einmal für weitere Schrottpapiere selbst verantwortlich gemacht werden können, hier einmal die Veränderung ausgesuchter Kennzahlen seit Beginn der Bankenrettung im Oktober 2008 (Aktienkurse von finanzen.net:

Deutsch Bank (Kurs 10.10.2008 (Frankfurt): 31,30€ / Kurs 29.06.2010 (Frankfurt) 46,04€ / Eigenkapitalrendite 2009 nach Steuern : 14,6% / Jahresüberschuss 4,958 Milliarden Euro

Commerzbank (Kurs 10.10.2008 (Frankfurt): 9,66€ / Kurs 29.06.2010 (Frankfurt) 5,82€ /Eigenkapitalrendite 2009 nach Steuern: -7,6% / Jahresüberschuss 2009: -2,27 Milliarden Euro <- Da hat sich wohl jemand bei der Übernahme der Dresdner Bank verhoben, diese kostete immerhin 9,8 Milliarden Euro, wenn wir die draufrechnen, sieht das Ergebnis schon anders aus…

Deutsche Postbank (Kurs 10.10.2008 (Frankfurt): 22,59€ / Kurs 29.06.2010 (Frankfurt) 23,78€ / Eigenkapitalrendite 2009 nach Steuern: 8,1% / Jahresüberschuss 2009: 298 Millionen Euro

Bruttoinlandsprodukt der Bundesrepublik Deutschland 2009: -4,9%

Alles klar soweit?

One Comment

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  1. dieblaueneu / Jun 30 2010 16:49

    dem artikel kann ich nur zustimmen, das ist so, obwohl ich—nicht aus sympathie— die großpatriarchen von biz,weltbank und iwf ein wenig in schutz nehmen möchte, einge z.b. strauß- kahn, haben ihre eigenen marionetten, die patriarchen aus der polt. darauf hingewiesen, dass es sich um eine krise des bankensystems handelt, von dem sie selbst wissen, das es so wie es jetzt strukturiert ist, parasitär ist, und haben die politker aufgefordert -es das system zu reformieren-

    Aber: fehlanzeige

    ursache:nationalismus und falsches konkurrenzdenken der partiarchal strukturierten sog. vaterländer; reform ja aber nicht gegen die interessen unserer banken !!
    fatale entwicklung schlimmer als 1914 und 1926-1933, da es sich nun um einen mit sicherheit kommenden globalen banken/finanzchrash handelt.
    ein blick in die politseite von telepolis reicht um einen schock zu bekommen.

    weiter: zusammenbruch des ökosystems der weltmeeere, durch die milliarden tonnen von roh-öl, die im us-und arabische golf fröhlich täglich herausströmen, während die schaafe „ihr nationalmachaften“ ihre nationalen siege feiern,

    drittens: kein sofortiger und vehemmenter einstieg in energetische netzwerke aus solar , brennstoffzellen und wind zur sicherung einer

    schöpfungsharmonischen expansion von ökonomie und ökologie,

    sondern versuch einer expansionsresourcensicherung über besetzung des iran-aufmärsche soll es schon geben- vgl. berluskoni „oder so“ auf telepolis,
    Einkreisung mitterlweile perfekt-„russland mitttlerweile auf seiten des westens/see/irak/afghanistan.

    mithin –direkter– marsch in die apokalypse, eine weltregierung danach, so wie die zigarette danach, können sich patriarchen, gleich ob kaptl./islamisten/freidenkend atheisisten um G. Sorros/J.Fischer abschminken, nach der H Bombe jibed es nischt mehr.

    Warnende stimmen wie die
    bahai
    oder meine – die geringste wenigkeit- oder all die am frieden, humanismus und nächstenliebe orientierten stimmen, selbst die von der biz und dem IWF(gott vergib mir, das ich sie hier nennen –muß–)werden nicht gehört.

    die bahai hatten 1913, nicht lange vor dem ausbruch des ersten weltkrieges, ihren appell für frieden und liebe und gegen nationalismus, in den religionen, im faschismus, im stalinismus- nach meinem werten dafürhalten-in allen macho-gesellschaften -VERGEBLICH-erhoben. nun erheben sich die stimmen wieder,

    Patriarchen, kein gott will das ihr und wir in dem kommenden letzten krieg sterben, ihr vollbringt nicht den willen des gottes, der schöpfungskraft der ihr vorgebt, zu dienen.

    –Ihr —und die —eigensucht eurer netzwerke—, sich spiegelnd an der anbetung des (börsen)kalbes und des nationalismus, zerstört endgültig das, was ihr heuchlerisch vorgebt schützen zu wollen.

    gott, schütze uns!

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